DIN 18195 Abdichtung mit KMB
Autor: Dipl.-Ing. (FH) Matthias Marx, Stand: 03/2009
Widersprüche in DIN-Vorschriften
DIN 18195 - Abdichtung - KMB kunststoffmodifizierte Bitumendickbeschichtung
Die KMB gibt es seit ungefähr 20 Jahren. Dickbeschichtungen sind pastöse, spachtel- und spritzfähige Massen aus in Wasser gelöstem Bitumen, das mit Polystyrol oder Fasern versetzt ist. KMB werden auf die Wand gespachtelt oder gespritzt. Es gibt sie auf Ein- oder Zweikomponentenbasis, wobei die Festigkeit bei den Einkomponenten durch natürlichen Austrocknen erreicht wird und die Zweikomponenten mittels chemischer Reaktion austrocknen.
Seit 2000 sind die KMB - trotz diverser Kritik von Sachverständigen - in die DIN 18195 aufgenommen worden. Darüber hinaus existiert noch die Richtlinie für die Planung und Ausführung von Abdichtungen mit kunststoffmodifizierten Bitumendickbeschichtung (KMB).
Es stellt sich die berechtigte Frage sind KMB als allgemein anerkannte Regel der Technik anzusehen.
Hierzu aber zuerst Grundsätzliches
Im Baugrund ist grundsätzlich immer Wasser vorhanden. Man unterscheidet hier zwischen Kapillar-, Haft-, nichtstauendes und aufstauendes Sickerwasser sowie anstehendes Grundwasser.
Erdberührte Bauteile bzw. Bauwerke sind immer gegen Oberflächenwasser sowie gegen das im Boden vorhandene Wasser zu schützen. Dies erfolgt zum einen mit aufgebrachten Abdichtungen (Schwarze Wanne) oder zum anderen als wasserundurchlässiges Bauwerk aus Beton (Weisse Wanne).
Die weisse Wanne wird aus Beton hergestellt und aufgrund ihrer Konstruktion sind in der Regel keine zusätzlichen Dichtungsbahnen erforderlich. Bodenplatte und Aussenwände werden als geschlossene Wanne aus Beton mit hohem Wassereindringwiderstand hergestellt.
Obwohl durch die Konstruktion der weißen Wanne im Vergleich zur schwarzen Wanne beim Bau weniger Arbeitsgänge erforderlich sind, sind Sachkenntnis und sorgfältiges Vorgehen bei Planung und Bauausführung entscheidend für ein fachgerechtes und auch tatsächlich dichtes Bauwerk. Aufführungsrichtlinien sind der WU-Richtlinien zu entnehmen.
Bei einer schwarzen Wanne erhalten die Gebäudeteile eine flächige Abdichtung nach DIN 18195. Diese Abdichtung hat die Aufgabe, erdberührte Bauteile gegen Feuchtigkeitseintrag zu schützen.
Weiter ist zur Bestimmung der Abdichtungsart die Feststellung der Bodenart, der Geländeform und des Bemessungswasserstandes am geplanten Bauwerksstandort unerlässlich. Die Wahl der Abdichtungsart ist ausserdem von den zu erwartenden physikalischen – insbesondere der mechanischen Beanspruchungen - als auch der chemischen - belasteten Flüssigkeiten - Beanspruchung abhängig.
In bestimmten Fällen kann es sinnvoll oder notwendig sein, die zu erwartende Wasserbeanspruchung durch eine Dränanlage nach DIN 4095 zu reduzieren. Siehe hierzu auch Tabelle 1 der DIN 18195 - T 1, Zeile 2 bis 4
Feuchte oder nasse Keller sind oft Folge einer fehlerhaften Einschätzung des Baugrundes. Das Baugrundgutachten ist ein wesentliche Voraussetzung für die fehlerfreie Planung eines Gebäudes. Neben den wichtigen Angaben zur Tragfähigkeit des Baugrundes lässt sich aus dem Baugrundgutachten ableiten, ob bindiger oder nichtbindiger Baugrund ansteht und ob mit Schichtenwasser- oder Grundwasser zu rechnen ist.
Die Kenntnisse über Bodenbeschaffenheit sowie die Art des im Boden vorkommenden Wassers und die Entscheidung, ob eine Dränanlage sowohl technisch als auch wasserrechtlich umsetzbar ist, ist für die zukünftige Planung Grundvoraussetzung, denn Dränanlagen werden nicht immer und unter allen Umständen das anfallende Wasser ableiten können. Unter Umständen kann es auch zum Rückstau im Vorfluter und folglich in der Dränanlage - die DIN 4095 fordert deswegen eine Rückstausicherung - kommen.
Fliest kein Wasser ab, steht hydrostatisch drückendes Wasser an den erdberührten Wänden an und kann dann in das Bauwerk eindringen.
Auf Grundlage dieser Erkenntnis kann eigentlich eine Abdichtung nach DIN 18 195 - T4 nur dann erfolgen, wenn entweder stark durchlässiger Boden vorhanden ist oder die evtl. angeordnete Dränanlage das anfallende Sicker- oder aufstauende Sickerwasser ordnungsgemäss aufnehmen und somit vom Bauwerk weg ableiten kann.
Da dies in den überwiegenden Fällen an den Bauwerken eben nicht der Fall ist, muss meist die Abdichtungsführung nach DIN 18 195 - T 6, Abs. 9,
Ausführung von Abdichtungen gegen aufstauendes Sickerwasser erfolgen.
Eine Abdichtungsführung, nach DIN 18 195 - T 6, Abs. 9, mit kunststoffmodifizierten Bitumendickbeschichtungen KMB kann aus Sicht des Autors und aus einer Vielzahl von Problemen und ungelösten Punkten, nur schwer bzw. gar nicht fach- und sachgerecht hergestellt werden.
Fehlstellenrisiko
Um das Fehlstellenrisiko zu vermeiden muss die KMB in 2 Lagen mit Flieseinlage aufgebracht werden. Dies erfolgt zum Einen aber nicht immer und zum Anderen ist durch die Gleichfarbigkeit der Grundierung und der Dickbeschichtung - in der Regel schwarz - oft keine Orientierung auf der zur vor bearbeiteten Flächen möglich bzw. erschwerlich. Verstärkt wird dieses Problem, dass zu diesen Arbeiten nicht immer qualifiziertes Personal eingesetzt wird. Folge sind Fehlstellen wo gar keine Dickbeschichtung auf dem Aussenmauerwerk aufgebracht ist. Feuchtigkeit kann in das vermeidlich abgedichtete Gebäude eindringen.
Mindestdicke
Um ein Bauwerk vor Feuchtigkeitseintrag zu schützen sind Mindestdicken erforderlich. Es werden Mindestdicken von 3 mm bzw. 4 mm, je nach Abdichtungserfordernis - siehe hierzu DIN 18 195 Teil 4 und Teil 6 - in den jeweiligen Richtlinien festgelegt. Diese sollen wie unter Fehlstellenrisiko beschrieben, durch einen 2-fachen Auftrag an jeder Stelle erzielt werden. Das heisst aber im Umkehrschluss, an keiner Stelle Wand dürfen die Mindestdicken unterschritten werden. Dies muss überprüft und in einer Dokumentation festgehalten werden, was an der Baustelle jedoch überwiegend nicht durchgeführt wird.
Des weiteren wird die Einhaltung der Mindestdicke dadurch erschwert, dass aus Kostengründen die vorhandene Oberflächen des Mauerwerk nicht durch einen Ausgleichsputz egalisiert wird. Durch Versatz der Steine besteht immer die Gefahr der Schichtdickenunterschreitung. Siehe hierzu nachfolgende Skizze.
Anbindungen an bestehende Abdichtungslagen
Im Fusspunktbereich aufgehendes Mauerwerk/Bodenplatte wo die waagerechte Bahnenabdichtung unter der Wand auf die senkrechte Abdichtungsebene (KMB) trifft, kann in aller Regel keine Verbindung zwischen KMB und horizontaler Bahnenware hergestellt werden, da hier die horizontale Bahnenware unter dem Mauerwerk, in der Regel, bündig abgetrennt wird. Die dann zur Verfügung stehende Stirnfläche der Bitumenbahn von nur etwa 3-3,5 mm kann nicht gewährleisten, dass Feuchtigkeit zwischen senkrechter KMB und waagerechter Bitumenbahn unter dem Mauerwerk eindringt. Hier besteht immer die Gefahr der Hinterläufigkeit durch Feuchtigkeit. Von einer dichten Verbindung kann aus Sicht des Autors nicht ausgegangen werden.
Austrocknungs-/Standzeiten
Sobald Abdichtungsmassnahmen nach DIN 18 195 T6 - Abdichtungen gegen aufstauendes Sickerwasser - erfolgen, muss die Abdichtungslage im Normalfall auf der dem Wasser zugekehrten Bauwerkseite angeordnet werden. Von daher wird die waagerechte Abdichtung unter der Bodenplatte ausgeführt. Bei Verwendung von KMB unter der Bodenplatte als waagerechte Abdichtung müssen Wartenzeiten bis zur Durchtrocknung eingehalten werden. In dieser Zeit kann die Fläche nicht genutzt bzw. Begangen werden. Darüber hinaus sind erhöhte Schutzmaßnahmen gegen Beschädigung von aussen sowie Witterungsschutz notwendig, z.B. keine Wasserbelastung während des Trocknungsprozesses.
Da dieser Trocknungsprozess logischerweise von der jeweiligen Witterungslage - Temperatur, Sonneneinstrahlung, Umgebungsfeuchtigkeit und Belüftung - abhängig ist, ist die Zeitspanne für den vollständigen Abbinde- und Trocknungsprozess nicht vorhersehbar. Oft kommt es zu unvorhergesehenen negativen Witterungseinflüssen, die den Trockenvorgang verlängern. Wegen der Unkenntnis des Trocknungsstandes und der oft fehlenden Überwachung und Dokumentation, sowie das Fehlen der Referenzprobe, werden die Abdichtungsebenen oft zu früh belastet, so dass es zum Kriechen innerhalb der Abdichtungsebene kommt. Fehlstellen bzw. Leckagen sind dann nicht mehr einsehbar. Feuchtigkeit kann eindringen.
Wie unter den vorgenannten kritischen Punkten aufgezeigt wurde, bleibt die Realisation einer Abdichtung mittels kunststoffmodifizierten Bitumendickbeschichtung KMB, deutlich hinter der geforderten Theorie zurück und kann somit - nach Auffassung des Verfassers - nicht als allgemein anerkannte Regel der Technik angesehen werden. Gegenteilige Auffassungen sind im Detail zu begründen.